Zirkuläre Baustoffe
Lehm, Fasern und Re-Use

Zirkulärere Baumaterialien. Grafik: Ulrike Schwantner
Zirkuläre Architektur zielt darauf ab, Gebäude und Baustoffe im Kreislauf zu denken.
Gebäude lange nutzen und Umnutzen statt Abbruch und Neubau
Zirkularität beginnt damit den Bestand zu erhalten, Gebäude Instand zu halten, sie an neue Nutzungen anzupassen. Taucht ein neuer Bedarf an Räumen auf, ist der erste Schritt zu kontrollieren, ob es Bestandsgebäude gibt, die adaptiert werden können.
Flexibilität und Weitsicht in der Planung
Für die Planung neuer Gebäude bedeutet das die Grundrisse so zu planen, dass sie maximale Flexibilität bieten. Um die Bauwende umzusetzen, müssen verschiedene Akteure im Bauprozess, von Planung über Fachexpertise, Handwerk und Instandhaltung zusammenspielen. Es braucht eine neue Prozesskultur der Kooperation.
Zirkuläre Baumtaerialien
Damit die Baumaterialien im Sinne der Kreislauffähigkeit zirkulär weiterverwendet werden können, sind mehrere Grundregeln zu beachten. Der Baustoff soll in der Produktion wenig Energie verbrauchen, die Transportwege zur Baustelle sollen kurz bleiben, die Lebensdauer bzw. die Reparaturmöglichkeit soll möglichst groß sein. Am Ende der Nutzung soll der Baustoff entweder weiter verwendbar sein oder als biogenes Material kompostierbar sein.
:: BIOGENE BAUSTOFFE
Baustoffe wie Fasern, Holz oder Bambus binden im Wachstum CO2 und speichern es über die gesamte Nutzungsphase im Gebäude. Es gibt mittlerweile eine große Bandbreite an Baustoffen aus Pflanzen. Hanf, Stroh, Reisschalen und Schilf sind die bekannteren, aber auch Seegras, Pilzmyzel weisen spannende Eigenschaften als Baumaterial auf.
Biogene Baustoffe sind kompostierbar und werden zum Dünger.
:: LEHM
Lehm ist ein Baustoff, der in weiten Teilen der Welt vorkommt und nahezu 100% kreislauffähig ist. Die Mischung aus Ton, Schluff und Sand ist je nach Ort unterschiedlich zusammengesetzt. Lehm wird seit 100 Jahren in fast allen Ländern als Baustoff verwendet. Es gibt verschiedene Techniken, lasttragend mit Stampflehm und Adobe (ungebrannten Lehmsteinen), Leichtlehmtechniken wie Fachwerksbau und verschiedene Lehmputze.
Lehm kann mit der richtigen Technik und dem richtigen Entwurf (schützendes Dach und trockenes Fundament) zu einem langlebigen Gebäude werden, das Material kann aber auch am Ende der Nutzungsphase mit einfachen Mitteln wieder in einen Rohstoff umgewandelt werden und ohne Qualitätsverlust neues Baumaterial werden.
:: REUSE
Die Wiederverwendung von Baustoffen ist derzeit ein viel diskutiertes Thema. Welche Stoffe stehen uns zur Verfügung, die auf Baustellen eingesetzt werden können? Diese können aus Bestandsbauten stammen, aber auch Reststoffe aus Industrie, Gewerbe, Infrastruktur etc. sein.
Die Planung mit re-use Materialien ist eine sehr spannende Aufgabe, da am Beginn der Planung das Material steht, das so die Form mitbestimmt.
Ausbildung
Im Rahmen der Studiengänge bei BASEhabitat lernen Architekturstudierende diese zukunftsweisenden Themen kennen. Sie beschäftigen sich mit Lehmbautechniken, testen verschiedene regenerative Baustoffe in Workshops, beschäftigen sich mit re-use Materialien und wenden das Gelernte in ihren Entwürfen und auf Baustellenprojekten während des Studiums an.
www.basehabitat.org/master / www.basehabitat.org/postgrad
LINKS
architects for future haben einen Katalog von 10 Forderungen für eine Bauwende zusammengestellt.